![]() 24.8.2010 Besichtigungsveranstaltung, Foto: Frank Blecher
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Rede am 24.8.2010: Industriegeschichte des Monte Schlacko
Der Monte Schlacko
Wahrzeichen und Teil des Gemeindewappens von Geisweid
1861 Inbetriebnahme der Ruhr – Sieg - Eisenbahn
Ein neuer Aufschwung für die Siegerländer Hüttenindustrie kam 1861 mit dem Bau der Deutz - Gießener - und der Ruhr-Sieg-Eisenbahn. Bahnhöfe/Ladestellen waren zunächst nur in Kreuztal, Siegen und Niederschelden eingerichtet worden Geisweid erhielt vorerst keine eigene Haltestation.
1865 Fertigstellung des Bahnanschlusses und des Bahnhofs Geisweid
Das Werk wurde mit einer normalspurigen Eisenbahn an die Staatsbahn angeschlossen. Der Standort wurde dadurch auch für andere attraktiv.
Der Bau der Bahn läutete den Abschied von den mit Holzkohle befeuerten Hochöfen ein. Koks kommt zum Erz! Mit der Fertigstellung der Bahnanschlüsse entstanden entlang der Bahntrasse gleich eine Reihe koksbefeuerte Hochöfen:
• Kreuztaler Hütte
• Geisweider Eisenwerke
• Bremer Hütte
• Birlenbacher Hütte
• Rolandshütte
• Johanneshütte und
• Marienhütte
• Charlottenhütte
Das Ferndorf- und Siegtal wurde zum Hüttental! Es handelte sich überwiegend um reine Hochofenwerke zur Erzeugung von Roheisen für Dritte. Nur die Geisweider Eisenwerke und die Charlottenhütte betrieben Integrierte Hüttenwerke mit eigener Weiterverarbeitung. Die Bremer Hütte folgte nach dem Besitzerwechsel erst ab 1888 diesem Weg. Die Bremer Hütte, deren Erbe der „Monte Schlacko“ ist.
Der mit dem zweigleisigen Ausbau der Staatsbahn beauftragte Baumeister Weihe aus Bremen überzeugte Bremer Kaufleute zum Bau eines Hochofenwerkes im Süden unseres heutigen Werksgeländes. Die Freiflächen, das Kühlwasser der Ferndorf und der von den Eisenwerken erkämpfte Bahnanschluss boten optimale Voraussetzungen. Die Gründung erfolgte 1872. Der erste Hochofen wurde 1873 in Betrieb genommen. Es war zunächst ein reines Hochofenwerk zur Erzeugung von Rohstahl. Es gab zunächst um den Hochofen Platz genug und die Schlacke wurde neben dem Werk aufgeschüttet.
Nach 12 Jahren war das Unternehmen insolvent. Die Bremer Gläubigerbank übernahm das Unternehmen und verpachtete es – nach vorübergehendem Stillstand - an den Direktor der Grube Storch & Schönebach mit Sitz in Gosenbach (einer der größten und tiefsten Siegerländer Eisenerzgruben), in deren Besitz das Werk 1888 überging. Es erfolgt die Neugründung als Bremerhütte AG, der Hochofen wurde wieder angezündet.
Es erfolgte der kontinuierliche Ausbau zu einem integrierten Hüttenwerk mit in der Spitze 1000 Beschäftigten. 1899 ging der zweite Hochofen in Betrieb. Der Platz in der Tallage wurde knapp und als Deponiefläche zu kostbar.
1900 erfolgte daher der Bau einer Drahtseilbahn auf die Spitze der Ley. Der „Monte Schlacko“ begann zu wachsen.
Neben dem heute noch sichtbaren Kegel wurde später über eine der Seilbahn nach geschaltete Schrägbahn und eine Haldenbeschickungsbrücke, der Hang der Ley auch Richtung Norden aufgeschüttet.
Die Produktionsanlagen der Bremerhütte expandierten nach Norden bis an das damalige Gelände der Geisweider Eisenwerke. Die Grenze lag in Höhe der heutigen Nordeinfahrt der Blankstahlfertigung. Es umfasste also die gesamte südliche Hälfte des heutigen Werksgeländes der Deutschen Edelstahlwerke.
Rohstoffversorgung im 1. Welt-Krieg
Abgesperrt von den überseeischen Erzquellen stieg auch von Seiten der Montanindustrien des Ruhrgebiets die Nachfrage nach Siegerländer Erz. Das Siegerländer Manganerz wurde zu einem der wichtigsten Rohstoffe
Die Bremerhütte AG fusionierte mit der Gewerkschaft Storch und Schöneberg. Dem Mannesmann-Konzern gelang es im Rahmen einer Kapitalerhöhung – als Ausgleich für verlorene Gruben im Ausland – ein Drittel der Aktien von Storch u. Schöneberg zu erlangen. Die Bremerhütte wurde Rohstahllieferant der Mannesmann Werke im Ruhrgebiet und war dadurch – selbst in den Jahren der Weltwirtschaftskriese - gut ausgelastet. Mit dem Bau des Werkes Huckingen ändert sich die Situation. Es war die Zeit strikter Produktionsquoten-Vorgaben. Die Quoten für Huckingen reichten nicht für einen wirtschaftlichen Betrieb des neuen, modernen Werkes.
Die Bremer Hütte – zwischenzeitlich Mitglied der 1926 gegründeten Vereinigten Stahlwerke VSt - wurde, bei vollen Auftragsbüchern, Opfer eines Quotentauschs. Die Siegerländer Inhaberfamilien erhalten vom Ruhr-Konsortium ein Angebot von 750 Mark pro Aktie (der Börsenkurs lag bei 220-250 Mark). Damit waren die Würfel gefallen.
Am 31. Januar 1930 werden die Hochöfen ausgeblasen. Die Anlagen werden in den Folgejahren abgerissen. Nur der "Monte Schlacko" zeugt heute von einem Stück Siegerländer Industriegeschichte Für die Geisweider Eisenwerke bot die freie Fläche die Möglichkeit zur Expansion.
1936 erfolgt der Kauf des Geländes der Bremer Hütte sowie des Bürogebäudes an der Geisweider Straße. Die flach auslaufende nördliche Plateau der Schlackenhalde auf der Ley begrünte sich im Laufe der Jahre selbst. Nur die steile Wetterseite des Kegels blieb kahl. Die Schlacke hatte eine betonartige Kruste gebildet.
1977 keimte bei den Vorständen der Krupp Stahlwerke Südwestfalen AG die spontane Idee, diesen „grauen, tristen, alten Schandfleck“ unter 4500 Bäumen verschwinden zu lassen. Ein hoffentlich grüner Pelz sollte nur die obere Spitze frei lassen. Eine so extreme Halde war aber noch nie begrünt worden. Mehrere Fachfirmen lehnten den Auftrag auch ab. 1978 „Monte Schlacko mit wissenschaftlicher Unterstützung bewaldet.“ So die Schlagzeile der Werkszeitschrift. Es wurde auf wissenschaftliche Erfahrungen von Haldenbegrünungen im Saarland zurückgegriffen. Den Grünerfolg sollten vor allem über 3000 Akazien garantieren. Über 3000 Pflanzlöcher wurden gesprengt, weitere 1500 mit Pressluftbohrern in die Kruste gebohrt. 4500 extra vorgezüchtete Bäumchen in Säckchen mit Nährerde für zwei Jahre gepflanzt. Der ganze Berg mit einer Bewässerungsanlage versehen. Ab 1980 sollten die Bäume aus eigenen Wurzeln leben können. Das Ergebnis war bescheiden, es blieb bei einer Bonsai- Zucht! (Viele Bürger äußerten anschließend ihre Befriedigung über den Erhalt ihres Wahrzeichens)
Noch heute erinnert der an der Wetterseite kahle Kegel an die Bremer Hütte und bietet nun Platz für Ihr Kunstwerk!
Eine Frage blieb bisher unbeantwortet:
Wenn wir hier nun Hollywood haben, wo liegt Beverly Hills? In Geisweid oder in Weidenau?
Karl Haase, erster Geschäftsführer der Deutschen Edelstahlwerke GmbH