Sonja

Charming color scheme =)

das war mir neu, ich hätte auf Mittelalter getippt

Frabax... Ich sagte "very least", also so viel wie "spaetestens". Aber diese Art von sichtbaren Schmuckfeldern ohne erhabene Schnitzerei jedoch mit vielen extravaganten Knotenfriesen ist normalerweise als aus dem Revival am Ende des normalerweise voellig verputzten Barock einzuordnen.
Also, Fachwerk gibt's zwar seit der Steinzeit, aber reich geschmuecktes Sichtfachwerk laesst sich meist vom Typ her einem bestimmten Jahrhundert zuordnen, ausser irgendwer hat sich historistisch voll ausgetobt. Ich bin jetzt nicht die totale Fachfrau, habe nur ein paar Lehrpfade in allemannischen Ortskernen hinter mich gebracht und so, aber ich wuerde das als auf jeden Fall eher nach dem 30-jaehrigen Krieg einordnen.
Ich denke mir auch, wenns vor 1600 waer muesste doch bestimmt irgendwas offizielles darueber existieren. So alte sind eigentlich immer zumindest in der Baudenkmalsliste integriert.
Klar ist es jetzt vermutlich nicht ganz so alt und in einem Ortsteil der an sich keine sehenswuedige Gegend ist, allerdings ist es das einzige saekulare Gebaude dort das auf alle Faelle aelter als 120 Jahre aussieht und es ist dabei noch wunderbar gepflegt und nicht kaputmodernisiert. Mit der Kohlenschuette und der grossen Treppe gleich an der Hauptstrasse wirkt es irgendwie, als ob es mal von zentraler Bedeutung fuer den Ort war. Vieleicht das Verwaltungsgebaude oder Wohnhaus eines landwirtschaftlichen Gutes bei dem alle Spuren der Nebengebaeude schon lange der Nachverdichtung zum Opfer gefallen sind?

Ich kam mir nicht kritisiert vor. :o)Ich wuerde nur eben wetten das eine dendrologische Untersuchung hier eine Datierung gut nach dem 15ten Jahrhundert ergeben wuerde. Alles so glatt und perfekt, nix sichtlich handgeschnitzt oder so ...

Nach dem 15ten ist ofiziell kein Mittelalter mehr.

Aber natuerlich ist dem Mittelalterbegriff extrem dehnbar, besonders fuer alte Innenstatte die mit diesem speziellen Flair um Touristen werben. :o) Und sehr fruehe Ersterwahnungen von Hausnamen und ein bischen Holz auf Sicht in altmodischen Formen reicht an sich fuer diese Art vom Mittelalter.

Unser aeltester Neffe der Karl's Elternhaus and der Via Claudia Augusta uebernommen und renoviert hat, der hat jetzt uebrigends auch eine Geschichtstafel bestellt und angebracht. Keine ausfuehrliche, nur einen ovalen 3-Zeiler in einem kitschigen Font mit zwei Schraubduebeln den man sich fuer ein wenig Knete beim Grundbuchamt bestellen kann. Da liesst man und wird sofort gebildet: "Beim unteren Baecker, seit 1631, Haus Nummer 1." . 95% der Baumasse ist von nach 1958 und der Bau aus dieser Zeit entspricht in fast garnichts dem Grundriss des Vorgaengers ausser dem Eck ueber dem Ruebenkeller das man so als Stuetzpunkt beim Neubau stehen liess, aber das ist mit Sicherheit auch nicht "mittelalterlich" sensu lato. Trotzdem ist das Schild irgendwie einer gewissen Wahrheit ensprechend. Irgendwas war da 1631, auch wenn's davon keinerlei Bilder oder Plaene gibt. Der Tourist der eher zufaellig in der Gegend rumlatscht und Marker liesst denkt sich da: "So ein riesiger alter Hof!"-- und wenn wir Pech haben steht dann bald in irgendeinem Travelblog wie gross der Baeckerhof fuer die Zeit ist. Ich bin nur froh nix mit der ganzen Sache zu tun tu haben.... Siehst Du, drum bin ich wegen sowas in letzter Zeit ziemlich sensibilisiert. :o)